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Die Architektur

Das Gebäude


Außenansicht des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur
Das ehemalige Preussag-Verwaltungsgebäude am Leibnizufer wurde 1952 nach den Plänen Gerhard Graubners (mit den Dipl.-Ing. Muth und Bauer) erbaut und ist seit 1989 Sitz des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur. Vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich hier das religiöse jüdische Zentrum Hannovers, war es ein Ort jüdischer Verfolgung.

Der dreiteilige Gebäudekomplex – mit einer Grundfläche von 1.492 Quadratmetern – ist gegliedert in ein achtgeschossiges Hochhaus, das quer zur Straßenführung steht, und einen viergeschossigen Längstrakt, der gegen Süden durch einen ebenfalls viergeschossigen, wiederum quer zum Leibnizufer stehenden Baukörper abgeschlossen wird. Insgesamt drei Treppenhäuser und zwei Aufzüge erschließen das Gebäude. Die Gesamtlänge der Straßenfront beträgt 80 Meter.

Die ehemalige Preussag-Verwaltung ist ein Betonskelett-Rasterbau. Die Fassade ist geprägt durch das stark schattende, unverkleidete Beton-Relief. Die Fensterrahmen wie die der Schwingtüren am Eingang und im Innern sind eine Konstruktion aus Leichtmetall, das so genannte Metra-Profil, das in diesem Gebäude erstmals benutzt wurde. Auffallend daran ist die schwarz-goldene Eloxierung, eine in den 50er Jahren als sehr "vornehm" geltende Materialbehandlung.

Das Portal an der Schmalseite des Hochhauses liegt als Arkadengang unterhalb des ersten Geschosses und ist symmetrisch geordnet. Jeweils zwei Betonstützen der Fassade, zum Eingang hin ebenfalls verkleidet, schaffen eine Säulensituation. Entwurf, Material und Gestaltung lassen einen Willen zum Repräsentativen spüren. Hat man das Foyer durchquert, tritt man in die Halle, die nach links versetzt ist. Die Symmetrie ist damit aufgehoben.

Das Treppenhaus

Treppenabsatz des denkmalgeschützten Treppenhauses im MWK
Etwa vier Meter vor der hinteren, durchgehend bis zum Obergeschoss verglasten Fassade steigt von links nach rechts die freitragende Treppe in die Höhe. Beim Blick hinauf windet sie sich in elegant fließender Bewegung zu einer elliptischen Spirale bis zum Obergeschoss. Der Eindruck des Schwebenden, Leichten wird durch die technisch sehr aufwändige und anspruchsvolle Betonkonstruktion erreicht und wird unterstützt durch den Hintergrund der verglasten Fassade, die den Blick nach draußen freigibt. Wände und Decken sind schlicht und einfach weiß verputzt. Dies galt bis 1987 auch für die Eingangshalle, die nach einem Brandschaden renoviert und mit einem hellbraunen Kalksandstein verkleidet wurde. Unverändert blieben die Fußbodenplatten und der Stufenbelag in allen Etagen aus poliertem Dolomit.

Der Gesamteindruck des Gebäudes

Fenster im denkmalgeschützten Treppenhaus des MWK
Im Februar 1954, zwei Jahre nach Fertigstellung, schrieb die Fachzeitschrift der "Baumeister" über das Verwaltungsgebäude der Preussag in Hannover: "Nicht ohne Grund zeigen wir aus der Reihe der seit 1949 entstandenen Verwaltungsgebäude gerade dieses. Hier ist es dem Architekten gelungen, einen verheißungsvollen Ansatz zu einer neuen städtebaulichen Raumbildung zu schaffen, bei einwandfreier Erfüllung der Zweckforderungen und Verwendung von modernen Konstruktionen und Werkstoffen nicht in der ingenieurmäßigen Konstruktion stecken zu bleiben (wie das heute so oft der Fall ist), sondern ein echtes Bauwerk zu schaffen, das ein reiner Ausdruck unserer Zeit ist." Diese Aussage verschweigt, wie es zu der „neuen städtebaulichen Rahmenbildung“ gekommen war: Auf dem Grundstück standen einst die Neue Synagoge, entworfen vom jüdischen Architekten Edwin Oppler. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 setzten Nationalsozialisten, vorrangig SS-Kader, das prächtige Gotteshaus in Brand. Die Reste sprengte morgens die Technische Nothilfe. Danach wurde ein Tiefbunker errichtet. Wenige Meter entfernt stand die Alte Synagoge, 1941-1942 ein Zwangsquartier für jüdische Frauen, Männer und Kinder vor ihrer Deportation, ein sogenanntes Judenhaus. In der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober 1943 ging die Alte Synagoge bei einem britischen Bombenangriff in Flammen auf und mit ihr große Teile der Innenstadt.

Der Architekt

Die Preussag AG beauftragte den Architekten Prof. Gerhard Graubner (zusammen mit den Dipl.-Ingenieuren Muth und Bauer) mit der Planung eines Neubaus am Leibnizufer. Graubner (1899 – 1970) lehrte seit 1940 als Professor für Entwerfen an der TH Hannover, dem Vorgänger der heutigen Universität. Während der NS-Zeit war er NSDAP-Mitglied, Gaukulturrat und Ratsmitglied. Wegen seiner Planungen im Sinne des Nationalsozialismus wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst suspendiert, kehrte dann auf seinem Lehrstuhl zurück. Graubnersche Bauten finden sich in Hannover, unter anderem gehören dazu das Audimax am Hauptgebäude der Universität (1956 – 1958) und das Fabrikgebäude der Appel Feinkost AG (1959) am Engelbosteler Damm.

2011 hatte der Senat der Leibniz Universität Hannover eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit der Aufarbeitung der NS-Zeit beschäftigte. Dazu entstand folgende Publikation, die auch auf Professors Graubners Rolle eingeht: https://repo.uni-hannover.de/

Denkmalgeschütztes Treppenhaus des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur
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