Lukas Bärfuss und Daniela Krien erhalten Nicolas-Born-Preise
Niedersachsen vergibt Literaturauszeichnung erstmals nach Neugestaltung
Die Preisträger des Nicolas-Born-Preises stehen fest: Der bedeutende niedersächsische Literaturpreis, der zum ersten Mal nach seiner Neugestaltung vergeben wird, geht an den in Zürich lebenden Schriftsteller Lukas Bärfuss. Mit dem Nicolas-Born-Debütpreis wird die Schriftstellerin Daniela Krien ausgezeichnet, die in Leipzig lebt und arbeitet. Beide Autoren sind auf Empfehlung der neuen Nicolas-Born-Jury ausgewählt worden. Die mit insgesamt 30.000 Euro dotierten Preise werden am 24. September in der Niedersächsischen Landesvertretung in Berlin überreicht. NDR Kultur wird die Preisverleihung als Kulturpartner begleiten.
„Die Jury hat zwei herausragende Autoren ausgewählt“, sagt die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen-Kljajić. „Beide Autoren eint ein unbestechlicher Blick auf soziale und politische Realitäten unserer Zeit. Das verbindet sie zugleich mit dem literarischen Schaffen Nicolas Borns.“
Um den Preis aufzuwerten und ihm mehr Strahlkraft zu verleihen, hat das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur die Auszeichnung neu zugeschnitten. Der Kreis möglicher Preisträger ist auf deutschsprachige Autoren ausgeweitet worden. Bisher kamen nur Autorinnen und Autoren mit Niedersachsenbezug in Frage. Außerdem orientiert sich der Preis stärker als zuvor am Werk des Namensgebers. Der Hauptpreis wurde um 5000 auf 20.000 Euro erhöht, der Debütpreis für noch unbekannte Talente wird weiterhin mit 10.000 Euro dotiert.
Dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur ist es außerdem für die erste Vergaberunde nach der Umgestaltung gelungen, drei Weggefährten Nicolas Borns als diesjährige Juroren zu gewinnen: die Literaten Dr. Hans Christoph Buch, Dr. Friedrich Christian Delius und Hermann Peter Piwitt. Weitere Mitglieder der Jury sind Sandra Kegel (FAZ), Prof. Dr. Alexander Košenina (Leibniz Universität Hannover) und Ulrike Sárkány (NDR Kultur).
Mit dem Nicolas-Born-Preis würdigt das Kulturministerium das herausragende literarische Œuvre von Schriftstellerinnen und Schriftstellern. „Lukas Bärfuss ist ein Schriftsteller, der in seinem Werk vor Drastik und Provokation nicht zurückschreckt. Dafür macht er sich sämtliche literarischen Spielarten zunutze“, urteilt die Jury über das Werk des Autors. „Die Positionen von Lukas Bärfuss sind stets stark und eigensinnig, nicht zuletzt, weil er an die Veränderbarkeit der Welt glaubt.“
Daniela Krien nehme existenzielle Ausnahmesituationen und Schicksalsschläge in den Blick. „Frauen und Männer, Junge und Alte, Leute aus Ost und West. Larmoyanz und Moralismus sind ihr dabei gänzlich fremd; die einfache, klare Sprache steigert noch die bedrängende, irritierende Wucht des Dargestellten. Entstanden sind so höchst eindrückliche Geschichten, die lange nachwirken“, so die Jury.
Nicolas Born (1937-1979) war ein streitbarer, innovativer Schriftsteller, der als ein Vertreter der "neuen Innerlichkeit" galt. Anfang der 1970er Jahre zog er sich in das niedersächsische Wendland zurück. Im Wendland schrieb Born unter anderem seinen bekanntesten Roman „Die Fälschung“, der in 1981 von Volker Schlöndorff verfilmt wurde.
Kurzbiographien mit den wichtigsten Werken:
Der Autor und Dramaturg Lukas Bärfuss, geboren 1971 in Thun in der Schweiz, lebt heute in Zürich. Er verließ nach neun Jahren die Schule und arbeitete unter anderem als Tabakbauer, Gärtner und später in einer Buchhandlung. Seit 1997 ist Bärfuss als freier Schriftsteller und als Lehrbeauftragter am Schweizerischen Literaturinstitut tätig. Daneben war er 2009 bis 2013 Dramaturg am Schauspielhaus Zürich. Seine Stücke werden auf den großen Bühnen in Deutschland, der Schweiz und weltweit aufgeführt. Besonderen Erfolg hatte sein Bühnenwerk „Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“, geschrieben für das Theater Basel. Das Stück wurde bis 2005 in zwölf Sprachen übersetzt und 2015 verfilmt. Im Jahr 2009 hatte sein Drama „Öl“ über die Abhängigkeit von dem wichtigsten Rohstoff des Industriezeitalters am Deutschen Theater Berlin Premiere. Sein Stück „Zwanzigtausend Seiten“ wurde in einer Inszenierung von Lars-Ole Walburg 2012 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. Die Novelle „Die toten Männer" aus dem Jahr 2002 ist sein Prosadebüt. 2008 erschien sein Roman „Hundert Tage“, der sich mit dem Völkermord in Ruanda befasst. Im Roman „Koala“ aus dem Jahr 2014 beschäftigt Bärfuss sich mit dem Suizid seines Bruders und verknüpft diesen mit der Kolonialgeschichte Australiens. Zuletzt erschien von Bärfuss der Essayband „Stil und Moral“, in dem er sich kritisch mit gesellschaftlichen, politischen, literarischen und ethischen Fragen auseinandersetzt.
Die Schriftstellerin und Filmemacherin Daniela Krien, geboren 1975 in Neu Kaliß in Mecklenburg-Vorpommern, ist in Jena und im Vogtland aufgewachsen.1999 zog sie nach Leipzig, wo sie Kulturwissenschaften sowie Kommunikations- und Medienwissenschaft studierte. Im September 2011 erschien Daniela Kriens Debütroman „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“, der in der Zeit zwischen Wende und Wiedervereinigung spielt und in 15 Sprachen übersetzt wurde. Ihr zweites Buch „Muldental“ aus dem Jahr 2014 widmet sich in zehn kurzen Geschichten den Schattenseiten und menschlichen Abgründen der Wende, der friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung.
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erstellt am:
31.07.2015
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