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Land vergibt Niedersächsische Literaturstipendien 2024

Kulturministerium fördert sechs Schriftstellerinnen und Schriftsteller


Niedersachsens Kulturminister Falko Mohrs zeichnet sechs Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit den niedersächsischen Literaturstipendien 2024 aus. Vergeben werden insgesamt rund 45.000 Euro für ein Jahresstipendium, drei Arbeitsstipendien sowie jeweils ein Stipendium in den Bereichen Kinder- und Jugendliteratur und Übersetzung. Die Auswahl erfolgte auf Empfehlung der Niedersächsischen Literaturkommission.

„Mit den Literaturstipendien zeichnen wir Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus, die in ihrer Biographie oder in ihren Texten einen Bezug zu Niedersachsen haben. Sie tragen mit ihrer Kreativität und ihren literarischen Werken zur Vielfalt unserer Kulturlandschaft bei“, so Niedersachsens Kulturminister Falko Mohrs. „Die ausgezeichneten Schriftstellerinnen und Schriftsteller haben durch hohe inhaltliche und sprachliche Qualität überzeugt. Mit unseren Stipendien unterstützen wir sie dabei, ihre literarischen Projekte weiterzuentwickeln und umzusetzen.“


Ein Jahresstipendium in Höhe von 14.000 Euro erhält der Schriftsteller Angelo Angelino Wemmje (*1987) aus Dötlingen/Landkreis Oldenburg für sein Romanprojekt „Millennial Orbit“. Die Literaturkommission begründet ihre Wahl wie folgt: „Der Nachfolgeband zum Roman ‚Venus Chicago‘, in dem das Aufwachsen in einem esoterisch-sektenartigen familiären Umfeld beschrieben wird, geht nun über einhundert Jahre zurück und untersucht die Vorgeschichte der eigenen Familie. Das als Trilogie angelegte Werk verbindet auf originelle Weise transgenerationelles Erzählen mit extraterrestrischen Elementen. Dabei wird immer wieder die große Dringlichkeit des Erzählten und des Erzählens deutlich. So gelingt es Angelo Wemmje, mit nur wenigen Worten die Traumata und Verhärtungen der Nachkriegszeit einzufangen.“

Hannah Birkmann (*1982) aus Berlin erhält das mit 8.000 Euro dotierte Kinder- und Jugendbuchstipendium. Unter ihrem bürgerlichen Namen war Hannah Birkmann mehrere Jahre im medienpädagogischen und filmjournalistischen Bereich tätig, bevor sie sich dem literarischen Schreiben zuwandte und ein Studium am Literaturinstitut Hildesheim aufnahm. „In ihrem Romandebüt stellt sie Abschied und Neubeginn ins Zentrum. Für diese unsichere Phase findet sie überraschende und treffende Bilder, die auf einfühlsame, nachvollziehbare und doch überraschende Art und Weise von dieser Schwelle aus kindlich-jugendlicher Sicht erzählen. Die Lesenden werden gefordert; nicht alles wird auserzählt. Wo die Sprache an ihre Grenzen stößt, versucht der Text die Visualität der Schrift zu nutzen. Das ist mehr als ein Spiel, sondern die Suche nach dem Ausdruck für ein Gefühl der Verunsicherung, das jede Veränderung begleitet“, so die Literaturkommission.

Das mit 7.800 Euro dotierte Übersetzungsstipendium geht an Maia Peter-Mirianashvili (*1964) aus Niederkassel für die Übertragung von Deniz Utlus Roman „Vaters Meer“ ins Georgische. Der Roman des in Hannover geborenen Schriftstellers wurde zuletzt u.a. mit dem Sonderpreis des Literaturpreises der Europäischen Union sowie dem Preis der LiteraTour Nord ausgezeichnet. Maia Peter-Mirianashvili hat zuletzt u.a. Texte von Burkhard Spinnen und Wolfgang Herrndorf ins Georgische übersetzt.

Drei Autorinnen werden mit einem Arbeitsstipendium in Höhe von jeweils 5.000 Euro gefördert:

Sibylla Vričić Hausmann (*1979) aus Leipzig erhält ein Arbeitsstipendium für ihren geplanten Dichtband „Unzier“. „Sibylla Vričić Hausmann nähert sich kühn und weise den Schattierungen weiblichen Außerseitertums. In inniger Zwiesprache mit der Dichterin Helga M. Novak erzählt sie Verletzlichkeit als pochende ambivalente Wahrnehmungskraft. Ihre Gedichte flimmern hinter dem geschlossenen Lid des Wiegenkindes, sind ‚schwer erziehbar‘, hungern nach Verbündeten und öffnen sich weit für Erkenntnisse, die außerhalb der Sprache liegen“, so die Literaturkommission. In den Gedichten tauchen die Landschaften ihrer Kindheit in Dörfern der niedersächsischen Landkreise Helmstedt und Gifhorn auf und verdichten sich zu symbolischen Bildern der Zurückgezogenheit, Verletzlichkeit, aber auch Freiheit.

Nora Deetje Leggemann (*1987) aus Berlin wird für ihr Romanprojekt „Ruuche Frauen“ ausgezeichnet. „In ihrem Romanentwurf setzt Nora Deetje Leggemann dem patriarchalen Narrativ männlicher Härte eine auf den Nordseeinseln ebenso tradierte Erzählung zum Kontrapunkt: die harter, autoritärer Frauen, die sich allen Widrigkeiten zum Trotz behaupten. Ihre Protagonistin, junge Mutter und im Zweifel über ihre eigenen Fähigkeiten, lässt sie heute diesem Familienideal auf einer Insel im ostfriesischen Wattenmeer nachspüren. Leggemann entwirft eine spannende Erzählung, die sowohl die Perspektive der ‚Ruuchen‘ Frauen als auch die Suche nach eigenen Narrativen junger, zeitgemäßer Emanzipation enthält“, begründet die Literaturkommission ihre Wahl.

Jess Tartas (*1987) aus Lüneburg erhält ein Arbeitsstipendium für ihre Erzählung „Shirley im Dezember“. „Lakonisch, gewitzt und sehr geheimnisvoll erzählt Jess Tartas vom tiefen Abgrund, in den das Unerklärliche uns stürzt. Ein Kind verschwindet immer im Dezember – und taucht nach Ablauf des Monats wieder auf, als wäre nichts gewesen. Wird das Mädchen ein Geist? Oder einfach nicht gesehen von ihrer Umgebung? Wir dürfen rätseln und staunen“, so die Literaturkommission.

Die Stipendien werden auf Empfehlung der Niedersächsischen Literaturkommission vergeben. Ihr gehören an: Kathrin Dittmer (Literaturhaus Hannover), Lisa Kreißler (Autorin), Prof. Dr. Matthias Lorenz (Leibniz Universität Hannover), Volker Petri (Landesverband Nord des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels) und Alexander Solloch (NDR Kultur) sowie Prof. Dr. Thomas Boyken (Universität Oldenburg) und Astrid Becker (Übersetzerin) als beratende Mitglieder.

Literaturstipendiat 2024: Angelo Wemmje  
Literaturstipendiat 2024: Angelo Wemmje
Literaturstipendiatin 2024: Hannah Birkmann. Bildrechte: Bloom Fotostudio
Literaturstipendiatin 2024: Hannah Birkmann.
Literaturstipendiatin 2024: Nora Leggemann  
Literaturstipendiatin 2024: Nora Leggemann
Literaturstipendiatin 2024: Sibylla Vričić Hausmann Bildrechte: Christiane Gundlach
Literaturstipendiatin 2024: Sibylla Vričić Hausmann
Literaturstipendiatin 2024: Jess_Tartas  
Literaturstipendiatin 2024: Jess_Tartas

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Artikel-Informationen

erstellt am:
10.05.2024
zuletzt aktualisiert am:
13.05.2024

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