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Kulturminister Falko Mohrs: Rückkauf der Hofbibliothek der Marienburg ist bisher größter Erfolg des Projekts Marienburg 2030
Einst verlorene Teile des mit der Marienburg verbundenen Kulturerbes sind zurück in Niedersachsen: Die Stiftung Schloss Marienburg, das Niedersächsische Landesarchiv und die Gottfried Wilhelm Leibniz-Bibliothek (GWLB) haben mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK) sowie der Stiftung Niedersachsen für insgesamt rund 100.000 Euro die sogenannte Hofbibliothek der Marienburg zurückerworben. „Die Handschriften und historischen Drucke sind als Kollektion ein wichtiger Bestandteil des nationalen kulturellen Erbes“, so Niedersachsens Kulturminister Falko Mohrs. „Ich freue mich sehr, dass der Rückkauf der Hofbibliothek mit zum Teil spektakulären Einzelstücken gelungen ist. Das ist der bisher größte Erfolg des Projekts Marienburg 2030, mit dem das Schloss als national bedeutender Kulturschatz nachhaltig für die Öffentlichkeit erschlossen, erhalten und präsentiert werden soll.“
Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Die Rückkehr dieses Konvoluts aus der Bibliothek des Königshauses Hannover nach Niedersachsen ist nicht nur für die Forschung zur niedersächsischen Landesgeschichte von großer Bedeutung. Dass diese Dokumente des vielfältig in die europäische Geschichte eingebundenen Welfenhauses künftig auch digital der Öffentlichkeit und Wissenschaft zur Verfügung stehen, dürfte Forscher weltweit aufmerksam machen. Der Erwerb bindet sich zudem wunderbar in das Projekt Marienburg 2030 ein, dessen Entwicklung die Kulturstiftung der Länder durch die Förderung einer Machbarkeitsstudie und eines Masterplans unterstützt. Das Konvolut dürfte in diesem Zusammenhang für das museale Konzept des nationalen Denkmals Marienburg wertvolle Hinweise liefern.“
Dr. Sabine Graf, Präsidentin des Niedersächsischen Landesarchivs: „Die Rückkehr dieser Sammlung nach Niedersachsen ist ein ausgesprochener Glücksfall. Die erworbenen Manuskripte und Bücher sind für die Geschichte der Marienburg, die niedersächsische Landesgeschichte und die Bibliotheksgeschichte von außerordentlich hohem Interesse.“
Anne May, Direktorin der Gottfried Wilhelm Leibniz-Bibliothek: „Für uns ist der Ankauf eine großartige Ergänzung unserer Sammlungen und Erwerbungen im Kontext des Welfenhauses. Dadurch können wir Wissenschaft und Forschung bisher gänzlich unbekannte und noch unausgewertete Quellen zur Verfügung zu stellen, die bei der Zerschlagung des Bestandes in private Hand unwiederbringlich verloren gewesen wären. Das war nur als Gemeinschaftsprojekt möglich, und ich möchte mich für die Unterstützung der Projektpartner ausdrücklich bedanken.“
Die nun zurückerworbene Hofbibliothek hatte ein Londoner Antiquar vor knapp 25 Jahren gekauft. Im Rahmen von dessen Geschäftsaufgabe kamen die Stücke ins Bostoner Großantiquariat Ars Libri. Auch durch ein sehr großzügiges Entgegenkommen von Ars Libri gelang es, den gesamten Bestand für das Land Niedersachsen zu sichern. Von den Gesamtkosten von rund 100.000 Euro steuerte die Kulturstiftung der Länder etwa die Hälfte bei. 24.000 Euro kamen von der Stiftung Niedersachsen, der Rest wurde aus Museums- und Bibliotheksmitteln des MWK finanziert.
Die Manuskripte stammen von Angehörigen des europäischen Hochadels, von Rechtsgelehrten, Historikern, Schriftstellern, Pastoren und Musikern. Ferner befinden sich darunter viele handgeschriebene Briefe, Texte, Zeichnungen, Reisetagebücher und Alben von zahlreichen Mitgliedern der hannoverschen Welfenfamilie, etwa des letzten hannoverschen Kronprinzen Ernst August, der britisch-hannoverschen Könige Georg III. und Georg IV. sowie des letzten hannoverschen Königs Georg V., aber auch der Königinnen Friederike (1778-1841, Schwester der Königin Luise von Preußen) und Marie (1818-1907), Bauherrin der Marienburg.
Einen besonderen Schwerpunkt der Sammlung bilden handschriftliche Ausarbeitungen verschiedener Autoren zur hannoverschen Militärgeschichte und diverse Aufzeichnungen zur „King’s German Legion“, einer Militäreinheit, die in den napoleonischen Kriegen unter britischer Flagge kämpfte, aber fast ausschließlich aus deutschen beziehungsweise überwiegend aus hannoverschen Soldaten bestand. Eine Besonderheit stellen auch die Manuskripte der Vorlesungen von Wilhelm Eduard Albrecht dar, dem Begründer der dogmatischen Rechtsgeschichte und einer der Göttinger Sieben von 1837.
Unter den gesammelten Manuskripten sind zahlreiche Stücke, die für die Geschichte des Welfenhauses, seiner Besitzungen und seiner Sammlungen von großem Wert sind. Sie gewähren vertiefende Einblicke zu einzelnen Personen und zu familiären Verbindungen des europäischen Hochadels bis hin zur allgemeinen europäischen Politikgeschichte. Ein großer Teil der Manuskripte geht inhaltlich weit über die Geschichte des Welfenhauses hinaus und stellt für die allgemeine landes- und militärgeschichtliche Forschung einen bedeutenden Zuwachs dar.
Das zum Bestand gehörige Konvolut historischer Druckwerke stammt ebenfalls aus den Privatbibliotheken der Welfen auf der Marienburg. Die Sammlung ist von einem erheblichen historischen Wert und schließt eine empfindliche Lücke im Bestand der GWLB. Der Bücherbestand umfasst mehr als 250 Werke, die sich vor allem neben der welfischen Familiengeschichte mit Militaria und Staatsverwaltung befassen. Im gesamten Bestand befinden sich zum Teil unikale oder sehr seltene Stücke.
Artikel-Informationen
erstellt am:
16.10.2023
zuletzt aktualisiert am:
19.10.2023
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