Artikel-Informationen
erstellt am:
25.09.2007
zuletzt aktualisiert am:
23.03.2010
Ansprechpartner/in:
Frau Meike Ziegenmeier
HANNOVER/OLDENBURG. Dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege liegen die ersten Ergebnisse zur Datierung des "Heidenwalls" in Oldenburg vor: es sind die ersten dendrochronologischen Daten der Innenkonstruktion der spektakulären Wallanlage.
Als Ergebnis der Untersuchungen durch Experten aus Göttingen bleibt schon jetzt festzuhalten: Die Stämme für die innere "Holz-Erde-Mauer" wurden im Jahre 1032 geschlagen. Im Jahre 1042 wurden weitere Bäume für die äußere Verstärkung der Mauer gefällt. Den Erfahrungen nach erfolgte sehr bald nach dem Einschlag der Einbau der Hölzer. Die Archäologie lieferte hiermit jahrgenaue Befunde für die Oldenburger Stadt- und Landesgeschichte. Aufgabe der Historiker wird es nun sein, aus den vorhandenen Quellen herauszufinden, wer die Bauherren gewesen sind und vor allem in welchem historischen Kontext der Heidenwall entstand.
"Wir stellen mit der Finanzierung in Höhe von 110.000 Euro sicher, dass ein repräsentativer Ausschnitt konserviert und anschließend der Öffentlichkeit gezeigt werden kann", erklärte der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Lutz Stratmann.
Die Stadt Oldenburg möchte den Heidenwall anlässlich ihrer 900-Jahrfeier, vom 6. bis 14. September 2008, im Rahmen einer Ausstellung mit einbeziehen. "Präsentieren möchten wir zwei Modelle: Eines mit der Rekonstruktion des einstigen Heidenwalls in seiner damaligen Umgebung im Maßstab 1:400 sowie ein Modell der Ausgrabung des Heidenwalls im Maßstab 1:33", so Oldenburgs Oberbürgermeister Gerd Schwandner. Ein konserviertes Originalsegment, bestehend aus 38 Hölzern, in einer Größe von 8 mal 4,50 Metern soll später dauerhaft ausgestellt werden. Geeigneter Ort dafür könnte ein neues Kultur-Zentrum auf dem alten Fliegerhorst werden.
Für die Ausgrabungen und zur Sicherung der Heidenwall-Funde hat die Stadt Oldenburg 270 000 Euro bereitgestellt. Für die beiden Modelle zur Ausstellung ab nächstes Jahr sind 60 000 Euro veranschlagt.
Die Ausgrabungen der mächtigen Holzbefestigung am "Heidenwall" haben bundesweites Aufsehen erregt und durch die Ergebnisse der dendrochronologischen Untersuchungen eine besondere Bedeutung für das kommende Jubiläum 2008 der Stadt Oldenburg (schriftliche Erstnennung 1108) erhalten. Ursprünglich waren die Fachleute des Landesamtes von einer breiten Datierungsspanne Ende 9. bis frühes 11. Jahrhundert ausgegangen. Nachdem durch den Fortschritt der Grabungen die Bauweise der Holzkastenkonstruktion schon für einen späten Zeitansatz im 11. Jahrhundert sprach, wissen die Wissenschaftler es nun genau. Die wenigen Scherbenfunde der Ausgrabung gaben keinen genaueren Zeitansatz. Die Archäologen mussten zudem noch prüfen, in welchem Zusammenhang die entnommen Proben stehen und wie sie zu interpretieren sind.
Eine nur ausschnitthaft erforschte Parallele ist die "Neue Burg" in Hamburg, in der vergleichbare Konstruktionsmerkmale auftauchen. Sie wurde 1061 von einem Vertreter des Adelsgeschlechtes der Billunger errichtet, die auch im Weser-Hunte-Raum aktiv waren. Als Eigentümer kommen u.a. der Familienverband um den Grafen Huno, dem Gründer des Klosters Rastede, aber auch die Erzbischöfe von Bremen in Frage, die sich um diese Zeit ebenfalls befestigten.
Stichwort Dendrochronologie:
Die Dendrochronologie ist eine Methode zur jahrgenauen Datierung von Hölzern mittels der Jahresringe. Aufgrund klimatisch bedingter variierender Wuchsbedingungen werden jeweils unterschiedlich breite Jahresringe ausgebildet. Gleichzeitig gewachsene Bäume weisen deshalb eine so große Ähnlichkeit im Breitenmuster auf, dass sie jahrgenau einander zugeordnet werden können. Durch schrittweisen Anschluss der Ringfolgen heutiger Bäume an zeitlich überlappende Hölzer aus alten Gebäuden, archäologischen Befunden sowie Mooren und Flussschottern sind auch für Niedersachsen inzwischen Vergleichsreihen vorhanden, die viele Jahrtausende zurückreichen. In einem Göttinger dendrochronologischen Labor werden nun weitere zehn Proben der Hölzer untersucht, um den Befund zu bestätigen.
Stichwort Nassholzkonservierung:
Frisches Holz ist aus Zellen zusammengesetzt, die von Lignit umgeben sind. Über ein Kapillarensystem werden sie ständig mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Während Holz in normalen Böden durch Organismen vollständig vergeht, wird im feuchten Milieu nur das Zellplasma durch Wasser ersetzt und das Lignit aufgeweicht. Das Holz sieht dann völlig intakt aus, bei einer Trocknung verdunstet jedoch das Wasser aus den Zellen und es entsteht ein Unterdruck, weil die Poren für den Druckausgleich zu eng sind, das aufgeweichte Stützgerüst der Zelle gibt nach und kollabiert. Die Folge: Deformationen, Risse oder völliger Zerfall. Durch das Einbringen einer wasserlöslichen Substanz, die sich beim Trocknen verfestigt können die Zellwände dauerhaft stabilisiert und die trockenen Holzfunde in der ursprünglichen Form und Größe in Innenräumen präsentiert werden. Die Hölzer werden in Polyethylenglykol (PEG) getränkt, das nach und nach an die Stelle des Wassers tritt und die Zellwände stabilisiert. Nach Erreichen einer Konzentration von 40 % werden die Hölzer auf -20 °C abgekühlt und im Vakuum gefriergetrocknet. Dabei geht das Wasser vom eisförmigen direkt in den gasförmigen Zustand über. Da im Vakuum kein Druckunterschied entsteht, wird das Zusammenfallen der Zellen verhindert.
Die Konservierung im Archäologischen Landesmuseum in Schleswig dauert je nach Dicke des Holzes drei bis fünf Jahre.
Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.archaeologieportal.niedersachsen.de/heidenwall/index.html
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erstellt am:
25.09.2007
zuletzt aktualisiert am:
23.03.2010
Ansprechpartner/in:
Frau Meike Ziegenmeier