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Hochschuloptimierungskonzept (HOK)

Mut zum Strukturwandel: Nachhaltige Maßnahmen schärfen Profil des Wissenschaftsstandortes Niedersachsen


HANNOVER. Der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Lutz Stratmann, stellt am heutigen Dienstag die ersten bedeutenden Strukturveränderungen für den Wissenschaftsstandort Niedersachsen vor. Sie sind Bestandteil des Hochschuloptimierungskonzepts (HOK), über das der Minister vormittags das Kabinett mit einem ersten Zwischenbericht informiert hat. Mitte Oktober wird die Landesregierung die Strukturvorschläge beschließen und als Vorlage zur Beschlussfassung zusammen mit dem Haushaltsplan 2004 und der Mittelfristigen Finanzplanung in den Landtag einbringen.

Die ersten weitreichenden Maßnahmen basieren auf intensiven Beratungen mit Hochschulleitungen, die bereits abgeschlossen werden konnten. Weitere multilaterale und Einzelgespräche zwischen Ministerium und Hochschulen zur nachhaltigen Optimierung des Hochschulsystems in Niedersachsen werden folgen.

Ziel aller Maßnahmen ist es, trotz extrem schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen die Hochschulen für den zunehmenden internationalen Wettbewerb zu stärken. Die Differenzierung der Wissenschaften und die Kosten der Wissenschaft lassen es nicht mehr zu, dass künftig eine Hochschule alle Fächer in ihren Ausdifferenzierungen in sich vereinigt. Deshalb werden die Hochschulen künftig durch stärkere Profilbildung in ihren Aufgabenfeldern geprägt werden.

Durch die Neustrukturierung der Studiengänge wird auch ein Beitrag zur Schaffung des "Europäischen Hochschulraums" geleistet. Durch die Umstellung der Abschlüsse vom deutschen Diplom auf die internationalen Abschlüsse Bachelor und Master (BA/MA) im Zuge des Bologna-Prozesses werden die Studienzeiten deutlich verkürzt, die gegenseitige Anerkennung der Studien- und Prüfungsleistungen und damit die Mobilität der Studierenden zwischen den Hochschulen europaweit gesichert.

In der Mittelfristigen Finanzplanung (MiPla) der Landesregierung (Haushalte 2005 – 07) sind über den Haushalt 2004 mit 40,6 Mio € Kürzungen im Hochschulbereich hinaus weitere Mittelkürzungen in Höhe von rund zehn Mio € vorgesehen. Deshalb sind nunmehr Strukturentscheidungen einschließlich Standortschließungen unerlässlich. Damit greift die Landesregierung auch Anregungen des Landesrechnungshofs (LRH) auf, die vom Niedersächsischen Landtag gebilligt, aber von den vorherigen Landesregierungen nicht umgesetzt wurden. Selbstverständlich kann bei Standort- oder Fachbereichsschließungen jeder Studierende sein Studium am Ort seiner Immatrikulation in angemessener Zeit abschließen.

An den Hochschulen des Landes sollen Kürzungen möglichst nicht in den Kernaufgaben der Hochschulen in Lehre und Forschung, sondern an Hochschulverwaltungen vorgenommen werden. Zudem sollen administrative Aufgaben an Hochschulstandorten gebündelt oder gegebenenfalls durch Outsourcing verlagert werden.

Für insgesamt ca. 150 Professorenstellen insbesondere an Fachhochschulen müssen Stellen und Mittel umgeschichtet werden, um auf Dauer besetzte, aber nur befristet aus Sondermitteln finanzierte Stellen zu sichern.

Die wesentlichen von Minister Stratmann am Dienstag vorgestellten Strukturentscheidungen:

1. Universität Lüneburg / FH Nordostniedersachsen:
Modelluniversität für den Bologna-Prozess

  • Die Universität Lüneburg und die Fachhochschule Nordostniedersachsen fusionieren zu einer erweiterten "Stiftung Universität Lüneburg" mit dem Schwerpunkt Lehre auf der Basis der Überlegungen beider Hochschulleitungen zu engerer Kooperation.

  • Umstrukturierung zur Pilothochschule des Bologna-Prozesses im Zuge des Schaffung des "Europäischen Hochschulraums" mit Umstellung aller Studiengänge auf B.A. und M.A.

  • Die in weiten Bereichen fachliche Nähe der bisherigen zwei Hochschulen, besonders bei Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, aber auch z.B. Umweltwissenschaften (Universität) und Wasserbau (FH) erweitert das Fächerspektrum der Universität

  • Vor allem bei Verwaltung und Infrastruktur bzw. Dienstleistungen werden Optimierungsgewinne erwartet. Der Fusionsprozess soll - im Einvernehmen mit den Hochschulleitungen - extern moderiert werden, vor allem im Hinblick auf die innere Organisation der Hochschule (z. B. Matrixstruktur für Lehre und Forschung; Organisation der B.A.- und M.A.-Studiengänge in unterschiedlichen "Schools" o. ä.).

  • Differenzierung zwischen mehr lehr- und mehr forschungsorientierten Professuren.

  • Einstellung des Diplom-Studiengangs Sozialpädagogik der Universität.

2. Universität Hannover / Universität Hildesheim:
Neuordnung der Lehrerausbildung

  • Umgliederung des Fachbereichs Erziehungswissenschaften der Universität Hannover, d. h. der Grundschul-, Hauptschul- und Realschullehrerausbildung an die Universität Hildesheim unter Stelleneinsparung entsprechend einer Empfehlung der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen.

3. Universität Hannover:
Erhalt der Rechtswissenschaften

  • Erhalt und Konzentration des Fachbereichs Rechtswissenschaften auf juristische Ausbildung durch Aufgabe des sozialwissenschaftlichen Schwerpunkts.
    Aufhebung der Soziologie und der Romanistik.

4. Standorte des Bauwesens:
Straffung der Architektur und des Bauwesens

  • Stärkung der Architektur und des Bauwesens an den Standorten Hildesheim, Holzminden, Suderburg und Oldenburg bei Aufgabe der Standorte Buxtehude und Nienburg angesichts überproportionaler Ausbildungskapazität Niedersachsens in Architektur und Bauwesen.

5. Medizinische Hochschule Hannover / Universität Göttingen (Bereich Humanmedizin):
Rechtsmedizin nach Hannover

  • Konzentration der Rechtsmedizin auf Hannover, Schließung in Göttingen und Verzicht auf einen Neubau dort.

6. FH Hannover / Hochschule für Bildende Künste Braunschweig:
Braunschweig als Zentrum Bildender Kunst

  • Konzentration der Bildenden Kunst (außerhalb der Lehrerbildung) in der HBK Braunschweig, Schließung des Fachbereichs Bildende Kunst an der FH Hannover.

Weitere Strukturentscheidungen insbesondere der nicht genannten Hochschulen sind in Vorbereitung.

Zurzeit verfügt das Land über 19 staatliche Hochschulen mit 32 Hochschulstandorten, davon sechs Fachhochschulen mit 19 Standorten. Nach diesen ersten Strukturentscheidungen reduziert sich die Zahl auf 18 Hochschulen mit 29 Standorten, davon fünf Fachhochschulen mit 15 Standorten.

Artikel-Informationen

erstellt am:
23.09.2003
zuletzt aktualisiert am:
23.03.2010

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